Klaus Barbie 

Begegnung mit dem Bösen

 

Eine Hörspielproduktion des WDR

 

VON

Leonhard Koppelmann

Peter F. Müller

Michael Müller

 

16. Mai 2014

 

| Hörspiel-Doku

 

Begegnung mit dem Bösen - Klaus Barbie

 

von Peter F. Müller, Leonhard Koppelmann und Michael Müller

 

1951 flüchtet der als „Schlächter von Lyon“ berüchtigte SS-Scherge Klaus Barbie mit Hilfe des amerikanischen Militärgeheimdienstes und des Vatikan über die sogenannte „Rattenlinie“ nach Bolivien. Hier gelingt ihm eine erstaunliche Zweitkarriere: Seine Foltertechniken und seine Skrupellosigkeit in der Verfolgung von „Regimefeinden“ sind willkommene Entwicklungshilfe für die Diktatoren und Junta-Chefs in seinem südamerikanischen Exil. Versuche, ihn endlich vor ein Gericht zu stellen, u.a. eine Entführung mit Unterstützung durch Régis Debray und Serge Klarsfeld, scheitern. Erst 1983 gelingt es dem bolivianischen Journalisten und Politiker Gustavo Sánchez, den Nazischergen seiner Auslieferung nach Frankreich zuzuführen. Anhand von bisher unveröffentlichten Interviews und Selbstzeugnissen Barbies zeichnet das Dokudrama die Motivationen und Gedankenwelt dieses „überzeugten“ Massenmörders nach. Eine Begegnung mit den Abgründen des Bösen.

 

Mit Felix von Manteuffel, Carlos Lobo, Elizabeth Burgos, Ilse Strambowski, Andreas Grothgar u. a.

 

Regie: Leonhard Koppelmann

Produktion: WDR 2014/ca. 162’

Redaktion: Martina Müller-Wallraf

Nach der Sendung hier zum Download.

 

WDR 5 Hörspiel spezial | Freitag, 16. Mai 2014, 21.05 - 00.00 Uhr

03. Juni 2014

 

Auszeichnung: Dokudrama des Monats

 

 

 

Das Radio-Dokudrama „Klaus Barbie – Begegnung mit dem Bösen“ ist von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Monats Mai 2014 auserwählt worden.

 

„Investigative Recherche, die enthüllt; Geschichtsjournalismus, der den Schrecken der Vergangenheit in die Gegenwart holt; ein Doku-Drama, das in den Bann schlägt – wer glaubt, so etwas könne es nur im Fernsehen geben, sieht sich unvermittelt eines Besseren belehrt. ‚Klaus Barbie – Begegnung mit dem Bösen’ leistet all das im akustischen Medium“, so die begeisterte Begründung der Jury.

 

Im Mittelpunkt des dreistündigen Hörspiels steht das Leben und Wirken des wegen seiner Brutalität berüchtigten SS-Hauptsturmführers Klaus Barbie, auch als „Schlächter von Lyon“ bekannt. Anhand von bisher unveröffentlichten Interviews und Selbstzeugnissen Barbies zeichnen die Autoren Peter F. Müller, Leonhard Koppelmann (außerdem Regie) und Michael Müller die Motivationen und Gedankenwelt dieses „überzeugten“ Massenmörders nach, der sein Handwerk nach Kriegsende in Südamerika als Berater diktatorischer Regime fortsetzte. Das Dokudrama wurde am 16. Mai im Rahmen des Hörspiel- und Feature-Schwerpunkts „Vom Bösen“ in WDR 5 urausgestrahlt. Die Redaktion hatte Martina Müller-Wallraf.

 

Aus den jährlich zwölf „Hörspielen des Monats“ wählt die Jury der Akademie das Hörspiel des Jahres. 

 

Begründung der Jury
Hörspiel des Monats 05-2014_1.pdf
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05. März 2016

 

Hörbuch: Klaus Barbie - Begegnung mit dem Bösen

 

 

 

Eine Begegnung mit dem Unvorstellbaren

Rezension von Christoph Mahnel (www.literaturmarkt.info)

Der Name des Kriegsverbrechers Klaus Barbie wird ob dessen Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg während der Besatzung Frankreichs stets um den Zusatz "Der Schlächter von Lyon" ergänzt. Nicht nur dort war er gefürchtet und berüchtigt für seine unbändige Brutalität, insbesondere die von ihm angewandten Foltermethoden haben vieles übertroffen, was die Menschheit jemals in Kriegen verbrochen hat. Was die Person des Klaus Barbie jedoch zeitgeschichtlich so interessant macht, ist die Tatsache, dass er nach Kriegsende zunächst unbehelligt in Deutschland weiterlebte, um dann 1951 über die "Rattenlinie" nach Südamerika zu emigrieren. Dort lebte er noch viele Jahrzehnte lang in Peru und vor allem in Bolivien, wo er von den dortigen Diktaturen als "Berater" hofiert wurde. Erst die leidenschaftliche Initiative von Beate Klarsfeld und ein Regierungswechsel in Bolivien anno 1983 führten dazu, dass Barbie nach Frankreich ausgeliefert wurde und ihm der Prozess gemacht werden konnte.

Die Geschichte des Klaus Barbie ist in den vergangenen dreißig Jahren in Fernsehreportagen oder Büchern vielfach erzählt worden, doch das im vorliegenden Hörbuch enthaltene Doku-Drama des WDR liefert abscheuliche Einblicke in die Person Klaus Barbie, die man eindringlich belegt bekommt. Ende 2013 stießen nämlich die für diese Produktion verantwortlichen Leonhard Koppelmann, Peter F. Müller und Peter Hammerschmidt auf Tonbandaufzeichnungen, die Interviews mit Klaus Barbie aus dem Jahre 1979 über insgesamt 14 Stunden beinhalten. Es sind die einzigen existierenden Tondokumente mit der Stimme Klaus Barbies. Ausschnitte daraus bilden die zentralen Elemente des Doku-Dramas "Klaus Barbie - Begegnung mit dem Bösen" und schockieren den Hörer stärker, als dieser sich dies vorab hätte vorstellen können. Wenn Barbie ohne jegliches Schuldbewusstsein über seine Taten spricht und seine Freudensbekundungen genau an den Stellen ausstößt, wenn er von irgendwelchen Gewaltausübungen gegenüber Juden, Homosexuellen oder Mitgliedern der Résistance spricht, dann macht sich betroffenes Schweigen, gar Schockstarre breit.

Die Autoren haben auf zwei CDs mit knapp drei Stunden Laufzeit eine ergreifende Aufarbeitung des Unvorstellbaren produziert, die den an Zeitgeschichte interessierten Hörer ergreifen wird. Neben den O-Tönen Barbies fungiert mit Felix von Manteuffel in der Rolle des Klaus Barbie ein Sprecher mit einer sehr eindringlichen Stimme, darüber hinaus werden Beate Klarsfeld und Gustavo Sanchez Sálazar sowie weitere Beteiligte ebenfalls durch individuelle Sprecher in Szene gesetzt. Das Hörbuch führt einen von Bolivien zurück zu Barbies Anfängen in Trier und über die Besatzungszeit in den Niederlanden sowie in Frankreich zurück nach Südamerika, wo Barbie skurrilerweise weiter bei den Machtinhabern ein und aus ging, als wäre nichts gewesen. Darüber hinaus erscheint allerdings auch die Rolle der Bundesrepublik Deutschland an einigen Stellen höchst fragwürdig. So war Barbie in den Sechzigern als Agent des BND geführt worden, und als es Anfang 1983 um die Auslieferung Barbies ging, zierte sich die Regierung im Zeichen der anstehenden Bundestagswahl so lange, bis Frankreich schließlich die Gelegenheit ergriff und Barbie zu einem Prozess auf französischen Boden lotste.

"Klaus Barbie - Begegnung mit dem Bösen" liefert einen Einblick in ein schauriges Kapitel deutscher Geschichte, das durch die Perpetuierung des Bösen auf fremdem Boden zeigt, wohin sich Deutschland ohne eine angemessene Aufarbeitung des Nationalsozialismus und eine jahrzehntelange selbstkritische Beschäftigung hätte entwickeln können. Bei Klaus Barbie fand diese Selbstreflexion schließlich nicht statt, warum auch? Geheimdienste und Diktaturen hielten ihre schützende Hand über diese Ausgeburt des Bösen, um ihrerseits von dessen Wissen und Methoden zu profitieren. Die Autoren des vorliegenden Werks haben mit dem sensationellen Fund der Tonbandaufzeichnungen die Steilvorlage verantwortungsbewusst verwertet. Natürlich haben sie sich die Frage gestellt, ob man einer Person wie Klaus Barbie überhaupt das Wort erteilen dürfe, der seine schändlichen Erzählungen mit freudigen Jauchzern an den unpassendsten Stellen kundtut? Glücklicherweise konnten sie dies gut nachvollziehbar bejahen und machen so mit  der Hörbarkeit von Barbies Stimme die erschreckende Psychologie dieses Massenmörders offensichtlich. "Klaus Barbie - Begegnung mit dem Bösen" ist ein Highlight des Journalismus wider das Vergessen.

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Das Hörbuch ist mittlerweile auch online auf YouTube abrufbar:

Klaus Barbie und die westlichen Geheimdienste
Deckname Adler

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VÖ: 21. August 2014

 

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LES ARÈNES

VÖ: 26. Oktober 2016

 

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Klaus Barbie-Begegnung mit dem Bösen (Hörbuch)

VÖ: 19. Februar 2016

 

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